"In den Medien habe ich gehört, dass die Evangelische Kirche ein "Reformationsjubiläum" vorbereitet. Was hat es damit auf sich?"
Richtig! Die Evangelische Kirche plant ein ganz besonderes Jubiläum. Denn in fünf Jahren feiern wir 500 Jahre "Reformation". Angestoßen hat sie Martin Luther. Und das war so...
Als junger Mönch fand Martin Luther keinen Seelenfrieden. Verzweifelt las er die Bibel und stieß schließlich auf einen Gedanken, der sein Leben veränderte: "Wir können uns nicht selbst frei sprechen von unseren Sünden. Gott spricht uns frei - allein aus Gnade."
Die Kirche seiner Zeit aber verlangte etwas dafür: Geld! Die Menschen konnten sich freikaufen von ihren Sünden. So tauchte ein Mönch in Luthers Heimatstadt Wittenberg auf und bot wie ein Marktschreier an: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!" "Ablasshandel" nannte man das - und gegen dieses Unwesen kämpfte Martin Luther, der inzwischen Professor für Bibelkunde war. Er schlug - so heißt es - öffentlich 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Und genau dieses Ereignis jährt sich 2017 zum 500. Mal.
So kam ein Stein ins Rollen, der die Welt veränderte. Denn Luthers Thesen sowie seine späteren Schriften und seine Bibelübersetzung wurden mit neuen Druckerpressen gedruckt und verbreiteten sich schnell in ganz Deutschland. Bald wurde an vielen Orten die Reformation eingeführt, es wurden Orden aufgelöst und Volksschulen gegründet. So entstand auch die evangelisch-lutherische Kirche.
Thesen waren eine "gewaltige Befreiungsbewegung". Heute sprechen wir vom "Zeitalter der Reformation", also von einer ganzen geschichtlichen Epoche, in der es auch um die Freiheit des Gewissens geht. Und ausgelöst hat sie jener damals so unbedeutende Mönch namens Luther, der beim Verhör vor Kaiser und Papst gesagt haben soll: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen."
Tatsächlich haben seine 95 Thesen eine "gewaltige Befreiungsbewegung" angestoßen, die weltweit Spuren hinterließ und bis heute anhält. Die Reformation beeinflusste Schulwesen und Sprache, Rechtsprechung und Wirtschaft, Musik und Kunst.
Und das ist der Grund, dass zum Reformationsjubiläum in fünf Jahren ein umfassendes Programm angeboten wird und uns bewusst machen soll: Was bedeutet uns Luther? Stellen wir uns auch den Schattenseiten Luthers und der Reformation? Botschafterin des Lutherjubiläums ist übrigens eine bekannte Persönlichkeit: Margot Käßmann, die frühere evangelische Bischöfin der hannoverschen Landeskirche. Und sie sagt: "Reformation hat nie ein Ende, sie geht immer weiter."
Mehr aus dieser Sendereihe lesen Sie in: "Noch eine Frage, Herr Pfarrer. 111 himmlische Antworten", LVH, 2010.